(Fliegen)ruten aus Glasfaser waren lange Zeit der Standard, wurden vor etwa 50 Jahren von Ruten aus Kohlefaser abgelöst und sind seit einiger Zeit zurück – der Trend zur Glasrute hat diverse Hersteller dazu motiviert, entsprechende Modelle anzubieten. Was steckt dahinter; alles nur Marketing, oder ein echter Mehrwert? Im folgenden Artikel geben wir eine Antwort, mit besonderem Fokus auf das Fliegenfischen auf Hecht!
Welche Unterschiede gilt es zu nennen? – Ruten aus Glasfaser sind meist schwerer als „vergleichbare“ Modelle aus Kohlefaser, das heisst sie wiegen ein paar Gramm mehr, was wiederum bei der Wahl der Rolle beachtet werden muss, um eine ausgewogene und ausbalancierte Kombo zu erhalten. Hierzu muss jedoch gesagt werden, dass entsprechende Ruten eigentlich kaum vergleichbar sind. Eine Kohlefaserrute in Klasse 6 hat je nach Hersteller ein recht spezifisches ideales Wurfgewicht, oft um etwa 14-16 Gramm Schnurgewicht. Eine Glasfaserrute in Klasse 6 bietet ein deutlich breiteres Spektrum – entsprechende Modelle werfen sich gut mit Gewichten von 12 bis 18 Gramm; dies beruht auf den Eigenschaften des Materials und wie es sich unter Belastung verhält. Eine Glasfaserrute hat im direkten Vergleich immer mehr Reserven, eine tiefere, durchgehendere Biegekurve und ein deutlich geringeres Risiko für einen Bruch.
Glasruten „flexen“ mehr – das bedeutet, dass diese Ruten eine tiefere Aktion besitzen und im Vergleich zu einer Kohlefaserrute etwas langsamer zurück in die Ausgangsposition federn (zum Beispiel nach einem Wurf). Beim Fliegenfischen auf Hecht mit schweren Streamern und schweren Schnüren, kann dies ein Vorteil sein, da die „Schläge“ von Schnur und Streamer von der „weicheren“ Rute besser abgefangen werden. All das bedeutet aber nicht, dass die Aktion einer Glasrute langsam, schwabbelig oder undefiniert ist.
Ein weiterer Unterschied ist die nicht-Anfälligkeit für einen Rutenbruch von Glasfaserruten. Auch hier beruhen die Unterschiede auf dem verwendeten Grundmaterial, also Kohlefaser oder Glasfaser. (Zu) viele von uns haben wohl schon einmal einen „Belastungsbruch“ einer Kohlefaserrute erlebt; im Drill, im Wurf oder bei einem Hänger – die Faser explodiert förmlich und aus unserer viergeteilten Rute wird schnell eine zwölfteilige. Diese Art des Bruchs ist mit einer Glasrute unter realistischer Angelbelastung quasi nicht möglich. Ein schönes Beispiel seht ihr im Folgenden anhand der Belastungskurve einer 6er Glasfaserrute (bitte nicht nachmachen, dies ist keine „realistische Angelbelastung“) – was bei gleicher Belastung mit einer 6er Kohlefaserrute passieren würde, könnt ihr euch sicher vorstellen.
Ein letzter Punkt sind die Reserven, die eine Glasfaserrute hat. Aufgrund der Biegekurve und der etwas „weicheren“ Aktion ist der Drill von kleineren Hechten an Ruten der Klasse 8-10 eine spassige Angelegenheit. Es sei auch erwähnt, dass man aufgrund der Aktion weniger Aussteiger hat.
Darüber hinaus sind die Reserven aufgrund des Materials (zumindest wenn es um Hechte geht) quasi unbegrenzt. An einer Glasrute der Klasse 10 kann man einen Meterhecht einfach in den Kescher ziehen, ein grosser Vorteil, wenn man beispielsweise viel Bewuchs oder Hindernisse unter Wasser befürchtet. Ausserdem ist ein kurzer Drill von Vorteil für den Fisch, falls dieser zurückgesetzt werden darf und soll.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass Glasfaserruten das Fliegenfischen auf Hecht mit schweren Schnüren und grossen Streamern erleichtern, indem sie Schläge im Wurf und Drill besser abfedern, grössere Reserven und ein breiteres Wurfgewicht bieten, und ausserdem weniger anfällig für Schäden sind: unsere Empfehlung ist klar – gib GLAS!
Eine von uns aufgebaute 10er Glas findet ihr hier.